Gemeinsam mit erwerbsarbeitslosen, alleinerziehenden Frauen wurde ein Stadtrundgang in Linz entwickelt – zu Orten, die im Leben dieser Frauen wichtig sind. „Mit dem Stadtrundgang will die Aktionsgemeinschaft die Lebensrealitäten von arbeitslosen, alleinerziehenden Frauen sichtbar machen", erläutert Katja Haller, Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Gesellschaft (Bischof Manfred Scheuer, Vizebürgermeisterin Karin Hörzing, Stadträtin Eva Schobesberger, AMS Gleichstellungsbeauftragte für den Arbeitsmarkt Monika Fast, Universitätsprofessor Christian Spieß und Assistenz-Professorin Katja Winkler vom Institut für christliche Sozialwissenschaften) konnten bestimmte Plätze der Stadt durch die Augen dieser Frauen sehen.
Im Handel und Gastgewerbe sind Arbeitszeiten oft bis spät am Abend oder an Wochenenden gefordert. Arbeitszeiten und die Betreuung von Kindern unter einen Hut zu bekommen, ist für alleinerziehende, Arbeit suchende Frauen oft ein Ding der Unmöglichkeit. Viele Jobs können sie deshalb nicht annehmen. Sie schreiben Bewerbung um Bewerbung, ohne dass sich eine Tür für sie auftut. Für sie ist es eine oft langwierige Herausforderung, einen Weg aus ihren prekären Lebenssituationen zu finden.
Von Arbeitssuche über Kinderbetreuung bis zu Gewalt in der Familie
Der Rundgang begann bei der Frauenberatungsstelle VSG woman auf dem Martin-Luther-Platz. Hier führten die Veranstalter:innen im Frühjahr Gespräche mit arbeitslosen, alleinerziehenden Frauen. Auf der Basis dieser Gespräche wurden dann die Stationen für den Rundgang erarbeitet, wobei jeder Ort für ein Thema stand: etwa die Wirtschaftskammer für das Thema Qualifikationen und Arbeitssuche, ein Spielplatz am Hessenplatz für das Thema Kinderbetreuung und Arbeitszeiten, das Bezirks- und Landesgericht für das Thema Gewalt in der Familie, Scheidung und Familienbild, das Landesmuseum für gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe, ein Fast-Food-Restaurant für das Thema Billigjobs in der Gastronomie und Erwerbsarbeit oder die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung für das Thema Menschenrechte, Recht auf Arbeit, freie Berufswahl, befriedigende Arbeitsbedingungen und Schutz vor Arbeitslosigkeit.
Die Frauen erzählten davon, wie sie versuchen Deutschkurse, prekäre Jobs und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen, wie sie Bewerbung um Bewerbung schreiben, ohne dass sich eine Tür für sie auftut, wie sie nach Gewaltbeziehungen ihr Leben neu anfangen, wie es ist, für ihre Kinder stark zu sein und trotz Existenzängsten und Armut den Alltag zu meistern. Die Teilnehmerinnen freuten sich sehr, dass sie ihre Geschichten erzählen konnten, dass ihnen zugehört wurde und dass ihre Lebensrealität ein Stück weit sichtbarer gemacht wird.
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