Beratungs- und Betreuungseinrichtungen (BBEs) sind vom AMS beauftragte private Träger und bieten eine Vielzahl von Dienstleistungen, die alle darauf abzielen die Arbeitsmarktchancen der Kund:innen zu verbessern.
Beratungs- und Betreuungseinrichtungen mit dem Schwerpunkt Vermittlung (BBEV) tragen besonders dazu bei, Langzeitbeschäftigungslosigkeit zu verhindern, da das AMS den Arbeitsuchenden den Zugang zu diesen Beratungsangeboten sehr schnell ermöglicht. Sie unterstützen die Kund:innen aktiv bei der Arbeitsuche, helfen ihre Vermittlungsfähigkeit zu steigern, indem sie sogenannte Vermittlungshemmnisse abbauen und die Integration in den Arbeitsmarkt unterstützen. Konnten die Kund:innen vor einem Jahr noch bis zu 12 Wochen beraten werden, stehen aktuell bis zu 8 Wochen in der vermittlungsunterstützenden Beratung zur Verfügung. Diese Zeit wird vorrangig genutzt, um kompetenzorientierte Bewerbungsunterlagen mit den Kund:innen zu erstellen, individuelle Ziele für die Bewerbungsarbeit festzulegen oder mögliche (Höher-) Qualifizierungsmöglichkeiten abzuklären und am Abbau von individuellen Vermittlungshemmnissen zu arbeiten. Die Vermittlung bzw. Erweiterung digitaler Kompetenzen und die Nutzung von digitalen Tools des AMS sind fixer Bestandteil der Beratung.
Die Berater:innen in den BBEs (Beratungs- und Betreuungseinrichtungen) sind in der Region gut vernetzt, in den Beratungsstellen wird aktive Betriebsarbeit geleistet. In den Bezirken Freistadt, Linz, Linz-Land, Steyr mit Steyr-Land, Wels/Wels Land, Vöcklabruck, Gmunden, Braunau und Schärding führt das IAB Beratungs- und Betreuungseinrichtungen, deren Hauptaufgabe die Vermittlungsunterstützung ist.
"Im Bezirk Braunau sind viele Jobs in der technischen Produktion weggefallen, in der Beratungsstelle werden Kenntnisse und Fähigkeiten von Personen in eine am Arbeitsmarkt in Stellenausschreibungen übliche Sprache übersetzt und neue Möglichkeiten aufgezeigt. Oft zeigt sich, dass diese Fähigkeiten auch in anderen Branchen gebraucht und gesucht werden. Kompetenzen einer Person, die als Hilfskraft in der technischen Produktion tätig war, werden etwa auch in Logistik benötigt. Manchmal fehlt nur ein Staplerschein, um hier neue Perspektiven zu ermöglichen. Wir machen zudem Firmen bekannt, die kleiner oder neu in Region sind, auch über die Bezirksgrenze hinaus", erklärt Simone Diensthuber.
Nicht immer gelingt die Integration der Kund:innen in den 1. Arbeitsmarkt (Dienstverhältnis in der Privat- oder Sozialwirtschaft, bei einem öffentlichen Arbeitgeber oder Start in die Selbständigkeit). In der vermittlungsunterstützenden Beratung werden auch die Vermittlung in den 2. Arbeitsmarkt, wo Menschen vorübergehend Beschäftigung finden und auf nachhaltige Beschäftigungsverhältnisse vorbereitet werden, aber auch Einstiege in arbeitsmarktpolitisch sinnvolle Kursmaßnahmen sowie Eintritte in unternehmensnahe Ausbildungen oder Unternehmensgründungsprogramme als Erfolg gewertet. Als arbeitsmarktpolitisch sinnvolle Kursmaßnahmen gelten das Nachholen von Formalqualifikationen (Lehrabschluss) oder eine Umschulung, weil der bisherige Arbeitsbereich sich verändert oder verschwindet.
"Im Einzelhandel sind in den letzten Jahren viele Jobs weggefallen, weil Filialen reduziert werden und sich die Branche vermehrt in den Onlinehandel verlagert. Hier sind vor allem Frauen von Arbeitslosigkeit betroffen, die durch ihre jahrelange Tätigkeit im Handel aber über hohe Serviceorientierung, gute Kommunikationsfähigkeit, Belastbarkeit etc. verfügen. Diese Anforderungen sind etwa in der Pflege sehr gefragt. In der Beratung werden diese alternativen Berufsfelder aufgezeigt, Möglichkeiten für Qualifizierung abgeklärt und Ausbildungswege für die Kundinnen aufgezeigt und die nächsten Schritte mit dem AMS abgestimmt."
Digital Gap als zusätzliche Herausforderung
Je nach Arbeitsmarktlage spielen Vermittlungshemmnisse (z.B.: Sprachbarrieren, geringe Formalqualifikation, Betreuungspflichten) eine kleinere oder größere Rolle. Ein von der Wirtschaftslage unabhängiger Faktor, der sich aber seit Jahren deutlich als neues, zusätzliches Vermittlungshemmnis abzeichnet, ist das Fehlen digitaler Kompetenz. Trotz guter Fachkompetenzen in ihrem Berufsfeld haben Personen mit mangelnden digitale Kompetenzen Schwierigkeiten die freien Stellen zu finden, sich digital darauf zu bewerben und Bewerbungsprozesse abzuwickeln: HR-Abteilungen sind zumeist voll digitalisiert, Leasingfirmen arbeiten mit Online-Bewerbungsplattformen.
Wer im Arbeitsprozess nicht laufend am PC sitzt, während der Ausbildung nicht schon digital Lerninhalte verarbeiten und wiedergeben musste und privat nur ein Smartphone aber keinen Laptop oder PC besitzt und zudem keine Familienmitglieder hat, die unterstützen können, wurde und ist Zielgruppe des Beratungsangebots.
Der Umgang mit digitalen Tools, die das AMS anbietet, die Nutzung des eigenen Smartphones für die Bewerbungsarbeit und die Vermittlung von einfachen digitalen Kenntnissen stellt mittlerweile einen Schwerpunkt in der Beratungsarbeit dar.