„Verfestigte Arbeitslosigkeit“, also Arbeitslosigkeit, die zumindest 1 Jahr oder länger andauert, stellt eine große Herausforderung für die Betroffenen und für die Politik dar. Österreichweit erfüllten im Mai 2024 81.454 Personen die Kriterien für Langzeitbeschäftigungslosigkeit (29,8% aller im Mai 2024 arbeitslos vorgemerkten Personen). In Oberösterreich traf dies auf 7.065 Menschen zu.
Gesundheitliche Vermittlungseinschränkungen – dies betraf im Mai 2024 in Oberösterreich 9.897 arbeitslos vorgemerkte Personen – sind ein wesentlicher Grund für längerdauernde Arbeitslosigkeit. Das Risiko sehr langdauernder Arbeitslosigkeit ist zudem für ältere Arbeitslose (insbesondere ab 55 Jahren) und für Personen mit maximal Pflichtschulabschluss überproportional hoch.
Je mehr dieser Risikofaktoren eine Person in sich vereint, umso geringer sind ihre Chancen, im Falle von Arbeitslosigkeit ohne gezielte Förderung wieder Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden. Dazu kommt, dass langdauernde Arbeitslosigkeit bestehende Problemlagen verschärft und neue Probleme nach sich zieht:
- Psychische und soziale Folgen von Arbeitslosigkeit und erfolglose Bewerbungen führen dazu, dass Menschen sich nichts mehr zutrauen und sich immer stärker zurückziehen.
- Die finanziellen Einbußen werden immer stärker spürbar.
- Berufliche Netzwerke, die bei der Arbeitssuche hilfreich sein könnten, schwinden zunehmend.
- Vorhandene Kompetenzen verlieren in einer schnelllebigen Zeit sehr rasch an Aktualität.
- Für Unternehmen ist eine längere Dauer der Arbeitslosigkeit oft ein Signal für eingeschränkte Leistungsfähigkeit.
All dies führt dazu, dass diese Personengruppe auch von hoher Nachfrage nach Arbeitskräften nur beschränkt profitieren kann. Die präventive Verhinderung von Langzeitbeschäftigungslosigkeit und die gezielte Unterstützung jener Menschen, die bereits langzeitbeschäftigungslos sind, sind daher seit Jahrzehnten wichtige arbeitsmarktpolitische Zielsetzungen.
Soziale Unternehmen spielen für das AMS in der Unterstützung von langzeitbeschäftigungslosen Menschen traditionell eine zentrale Rolle: Arbeitslose Menschen werden vom AMS dann an Soziale Unternehmen vermittelt, wenn die Nutzung eines traditionellen Schulungsangebotes oder eine (geförderte) Arbeitsaufnahme in Unternehmen nicht möglich sind oder bereits (mehrfach) abgebrochen wurden. In diesen Fällen gilt es, gezielt die Ursachen und/oder Auswirkungen der Arbeitslosigkeit zu bearbeiten: Dies können Mehrfachproblematiken und/oder intensivere gesundheitliche Einschränkungen und/oder
eben die psychischen und sozialen Folgen der Arbeitslosigkeit sein.
Auch Soziale Unternehmen bieten Qualifizierung, Beratung und vor allem geförderte Beschäftigung an. Im Unterschied zu traditionellen Schulungsangeboten und geförderter Beschäftigung am „regulären“ Arbeitsmarkt bieten Soziale Unternehmen aber begleitend zu Schulung und Beschäftigung sozialarbeiterische Unterstützung, psychologische Betreuung, Auseinandersetzung mit der finanziellen und gesundheitlichen Situation und vor allem ein individualisiertes Eingehen auf die spezifische Situation der Betroffenen: Das stufenweise Ausweiten der Belastungsgrenzen und der Verantwortlichkeiten sind ebenso charakteristisch wie die Verbindung von Arbeit und Qualifizierung. Dadurch können die Betroffenen wieder Zutrauen in ihre Fähigkeiten finden und sich ausgehend von der Praxis theoretische Inhalte aneignen. Wenn dies nötig ist, können sie auch Stück für Stück das Leben wieder in Ordnung bringen.
Über diese Angebote bauen Soziale Unternehmen für arbeitslose Menschen, die ohne gezielte Hilfestellungen von Ausgrenzung am Arbeitsmarkt bedroht sind, Brücken in reguläre Beschäftigung: Im Anschluss an eine geförderte Beschäftigung sind – je nach konkreter Zielgruppe und konkretem Angebot - rund 30% bis 50% der Teilnehmenden wieder in Beschäftigung.
Langfristig zeigen Studien, dass vormals langzeitbeschäftigungslose Menschen, die ein passendes AMS-Angebot nutzten, im Vergleich zu nicht geförderten Personen
- eher in Beschäftigung sind und
- sich weniger vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben.
Diese Effekte sind – gerade auch in Oberösterreich – mit Blick auf das kleiner werdende Erwerbspotenzial besonders bedeutsam. Viele Soziale Unternehmen sind im Bereich Kreislaufwirtschaft angesiedelt und leisten so auch einen – wenn auch sehr kleinen – Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.
Arbeitsmarktpolitische Angebote werden mit Blick auf Effektivität und Effizienz jährlich entlang der jeweiligen budgetären Rahmenbedingungen und der jeweiligen arbeitsmarktpolitischen Zielvorgaben quantitativ und qualitativ angepasst. Diese nachvollziehbare Rahmenbedingung erfordert von Organisationen, die arbeitsmarktpolitische Dienstleistungen erbringen, mitunter ein hohes Maß an Flexibilität: So müssen die infrastrukturellen und personellen Kapazitäten
nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ an die jeweiligen Zielgruppen und Zielsetzungen angepasst werden.
Je spezifischer die arbeitsmarktpolitischen Dienstleistungen sind und je mehr an Infrastruktur und Erfahrungswissen zur Erbringung dieser Leistungen nötig sind, umso qualitätsrelevanter sind jedoch längerfristige Planungshorizonte.