40 Jahre Sozialplattform OÖ

„Die Ellbogen müssen wieder eingefahren werden“

Die Sozialplattform OÖ feierte am 21. Mai im Linzer Central mit einer sehr stimmungsvollen Veranstaltung ihr 40-jähriges Bestehen als Netzwerk und Interessenvertretung für soziale Organisationen. Der thematische Fokus lag auf dem „Sozialstaat im Wandel“, den Sozialpolitik-Experte Josef Weidenholzer in seinem Vortrag beleuchtete. Ein interessanter Film mit zahlreichen Interviewpartner:innen beleuchtete die Entwicklung der Sozialplattform OÖ. Die beiden Geschäftsführer Josef Pürmayr und Stefan Thurner widmeten sich wichtigen Zukunftsthemen in der Interessenvertretung. Am Ende des offiziellen Teils wurde Josef Pürmayr mit einer sehr wertschätzenden Rede von Vorstandsvorsitzender Magdalena Danner und dem Vorstand in die Freizeitphase seiner Altersteilzeit verabschiedet.

Die Mischung des Publikums machte die Veranstaltung zu einem besonderen Fest. So waren Pionier:innen dabei, wie Doris Hagspiel, Peter Kuthan, Sissy Paulischin, Ernst Schuller u.a., die die Sozialplattform OÖ gegründet und weiterentwickelt haben. Erfreulich, dass so viele Leitungspersonen und Mitarbeiter:innen aus den Mitgliedseinrichtungen aber auch „Ehemalige“ die Feier besucht haben. Bei den Ehrengästen waren vor Ort: Josef Ackerl (ehem. Sozial-Landesrat), Sabine Binder (Zweite Präsidentin des Oö. Landtags), Christian Dörfel (Sozial-Landesrat), Barbara Haunschmidt (AMS OÖ), Tobias Höglinger (Landtagsabgeordneter), Yvonne Hochsteiner (Sozialwirtschaft Österreich), Christoph Krenn (obds Österreich), Marianne Binder und Tobias Nenning (obds OÖ), Alexander Machatschke (BAWO), Sabine Rehbichler (arbeit plus Österreich) und Martina Könighofer (arbeit plus NÖ), Sandra Saminger (AK OÖ), Ines Vukajlović (Landtagsabgeordnete) und Merima Zukan (Gemeinderätin).

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„Wir sind am Menschen orientiert“

Magdalena Danner eröffnete den Abend, in dem sie den politischen und gesellschaftlichen Umbruch in Europa in den letzten Jahrzehnten kurz zusammenfasste: Das Ende einer „bipolaren“ Weltordnung mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, Österreichs Wille zur Mitgestaltung mit dem Beitritt zur EU, aber auch das Bröckeln der Aufstiegserzählung, die Polykrisen mit Klimawandel und Kriegen um uns herum sowie ein rauer populistischer Wind in der Politik. Auch deshalb sei die Sozialplattform OÖ wichtiger als je zuvor: „Wir sind vielleicht nicht immer am lautesten, aber wir sind faktenorientiert, viel mehr noch am Menschen orientiert und wir haben eine Vision: Wir wissen, dass wir im Miteinander am stärksten sind, in der Solidarität für den Schwächeren unsere Größe zeigen, und wir alle mitnehmen, nur dadurch kann schönes und gutes Leben gelingen.“

Umbruch und Wandel gab es auch in Magdalena Danners Zeit als Vorsitzende, der Generationenwechsel im Vorstand und an der Spitze der Sozialplattform OÖ sei gut geplant gewesen und darum auch gut geglückt.

Solidarität statt ICH-AG

Gemeinsame Ziele umsetzen

Sozial-Landesrat Christian Dörfel gratulierte der Sozialplattform zum 40-jährigen Bestehen. In Anlehnung an die Ausführungen von Josef Weidenholzer merkte er an, dass auch er seinen Beitrag dazu leisten wolle, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft entwickle und „dass die Menschen die Ellbogen wieder einfahren“. Bei den sozialen Organisationen bedankte er sich für ihre hervorragende Arbeit und lobte, wie soziale Hilfen in Oberösterreich ineinandergreifen. Christian Dörfel würdigte auch den anwesenden ehemaligen Sozial-Landesrat Josef Ackerl, den er als „Architekt der oö. Soziallandschaft“ bezeichnete. An der Sozialplattform OÖ schätzt Dörfel den wertschätzenden Umgang, auch wenn man nicht immer einer Meinung sei, und den produktiven Austausch. Als Beispiel führte er die Abschaffung des geringfügigen Zuverdienstes für Arbeitslose an, der auch landesgeförderte niederschwellige Beschäftigungsangebote negativ betreffen würde. Nach einem Hinweis auf diesen Missstand von der Sozialplattform OÖ setzt sich nun Oberösterreich für eine Ausnahmeregelung ein, dafür erhielt der Sozial-Landesrat viel Applaus vom Publikum. Dörfels Wunsch für die weitere Zusammenarbeit mit der Sozialplattform OÖ sei, gemeinsame Ziele zu formulieren und umsetzen zu können.

Gerade in Zeiten des Spardrucks braucht es ein gemeinschaftliches Vorgehen

Moderatorin Susanne Pollinger diskutierte anschließend mit der Doppelspitze über wesentlich Zukunftsfragen in der Interessenvertretung. Josef Pürmayr erläuterte, dass der Charakter der Sozialplattform OÖ schon immer gewesen sei, sich auszutauschen und Wissen zu teilen. Das sei auch für ihn als Gründer eines sozialökonomischen Betriebs (SAUM) in den 90er Jahren eine große Hilfe gewesen. Pürmayr betonte, wie viel Expertise die Mitgliedseinrichtungen der Sozialplattform OÖ haben, die sie auch im Einsatz für das sozialstaatliche Sicherungsnetz zur Verfügung stellen.

Stefan Thurner, seit April neuer Leiter der Sozialplattform OÖ, fühlt sich gut aufgenommen im Netzwerk. Er erkennt einen enormen Zusammenhalt in der oö. Sozialszene und Konsens, gemeinsam für die Sache einzutreten und aktiv zu werden. Die engagierte Zusammenarbeit nimmt er auf mehreren Ebenen wahr: Zwischen Mitgliedsorganisationen und anderen beteiligten Akteur:innen, im Vorstand und im Team.

In der aktuellen Situation mit Konsolidierungsbudget und weniger Fördergeldern sieht Josef Pürmayr das gemeinschaftliche Vorgehen von sozialen Organisationen als zentralen Punkt in der Interessenvertretung. „Natürlich befördern knappe Budgets den Konkurrenzdruck bei Sozialorganisationen, aber nur durch Kooperation können wir unsere Ziele erreichen“, plädiert Pürmayr.

Ergänzend erläuterte Stefan Thurner, dass die Beauftragung profitorientierter Unternehmen keine Lösung für Konsolidierungsmaßnahmen sein können: „Soziale Dienstleistungen sollen einen sozialen und nicht einen ökonomischen Mehrwert bringen. Sonst stellt sich die Frage der Leistbarkeit und Kontinuität für Kunden und Kundinnen. Deshalb soll die öffentliche Hand weiterhin gemeinnützige Einrichtungen damit beauftragen.“

Susanne Pollinger forderte Josef Pürmayr auch auf, Verbesserungsvorschläge in Finanzierungsfragen an die Fördergeber zu richten. Er erklärte zuerst, in welchem betriebswirtschaftlichen Dilemma sich soziale Organisationen befinden, wenn einjährige Förderverträge erst mitten im Geschäftsjahr verlängert werden. Er sprach sich für schnellere Förderzusagen, praktische Lösungen für die Übergangszeit zwischen Förderzusagen, mehrjährige Leistungsverträge und eine Entbürokratisierung des Förderprozesses aus, der für beide Seiten einen enormen Arbeitsaufwand bedeutet.

Abschied zum Abschluss

Und am Schluss gab es noch eine Überraschung. Magdalena Danner hieß Stefan Thurner noch einmal in der Sozialplattform OÖ willkommen und überreichte ihm Salz- und Pfeffermühle, damit er weiterhin die nötige Würze (und Schärfe) in sozialpolitischen Fragen einbringen kann. In ihrer Abschiedsrede für Josef Pürmayr strich sie dessen Detail- und Sachorientierung, fachliche Expertise, Start-Up-Spirit, Kritikfähigkeit und verbindendes Naturell hervor. Unter großem Applaus wurde „Sepp“ von Vorstand und Team in die Freizeitphase der Altersteilzeit verabschiedet. Magdalena Danner kündigte auch ihren eigenen Rückzug an, ab Herbst wird sie sich als Vorsitzende zurückziehen. Simone Diensthuber wird sich der Wahl zur Vorsitzenden bei der Generalversammlung im Herbst stellen.

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